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Bewegt sich die Erde auch in Cham?

Höhenmessungen des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation mit Millimetergenauigkeit – Untersuchung von Bodenbewegungen jetzt auch in Cham.

Zerstörerische Erdbeben kommen in Deutschland glücklicherweise nicht vor, aber die Erdoberfläche ist auch bei uns keinesfalls stabil. Diese Erkenntnis ist der Grund für die Arbeiten, die ein Meßtrupp des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation zur Zeit im Bereich Cham ausführt. Den Trupp kann man in dieser und in den nächsten Wochen, mit Warnwesten bekleidet, beim "Nivellieren" antreffen.

Mit einem neu entwickelten Präzisionsinstrument werden die Höhenunterschiede zwischen Höhenmarken, z.B. Metallbolzen nachgemessen, die schon vor Jahren oder Jahrzehnten genauer bestimmt wurden, um zwischenzeitliche Bewegungen der Erdoberfläche kontrollieren zu können. Die technischen Vorschriften legen strenge Maßstäbe an die Genauigkeit: jede Messung muss zweimal ausgeführt werden, erst dann kann z.B. der Höhenunterschied zwischen zwei Fixpunkten millimetergenau angegeben werden.

"Die Ergebnisse sind manchmal auch für uns verblüffend", berichtet Truppleiter Hupf: "Häuser, die sich in zwanzig Jahren um mehrere Millimeter gesenkt oder gehoben haben, sind ja keine Seltenheit, aber auch ganze Regionen scheinen ihre Höhenlage um mehrere Zentimeter zu verändern, was selbst für Geologen nicht immer einfach zu erklären ist".

Die Wiederholungsnivellements des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation sind Teil eines bayernweiten Projektes, das 2011 abgeschlossen sein soll. Aus dem Vergleich der vorliegenden Daten wird ersichtlich, ob sich das Gebiet gegenüber dem Meeresspiegel senkt oder hebt. Für die "Nivelleure" vom Landesamt steht einstweilen nur eins fest: einen absolut festen Punkt gibt es auf der Erdoberfläche nicht.

Auch für die Praxis spielen die Ergebnisse des Messtrupps eine große Rolle. Die Höhenbolzen an den Häusern, im Fels oder auch in eigens gesetzten Granitpfeilern werden immer wieder bei Baumaßnahmen benötigt. Rund 110 000 solcher Punkte "verwaltet" das Landesamt und gibt sie auf Anfrage gegen eine geringe Gebühr jedermann bekannt. Circa 1000 Punkte kommen jährlich neu hinzu. Nutzer sind vor allem Ingenieurbüros und Baufirmen, die die Höhenbolzen bei allen Höhenvermessungen, z.B. für Straßen- oder Eisenbahnbauten, Flussüberwachungen, Wasserrückhalteanlagen, Kanalisationen und Wasserleitungen benötigen.

Nach dem Vermessungs- und Katastergesetz dürfen Höhenbolzen an jedem Gebäude angebracht werden. "Wir finden für unsere Arbeit bei den Haus- oder Grundstückseigentümern viel Verständnis, wofür wir uns herzlich bedanken“, bemerkt Hupf.

Eine Bitte haben die "Vermesser" vor Ort an die Autofahrer: Die Warnschilder mit der Aufschrift "Vermessungen" zu beachten und die Geschwindigkeit zu reduzieren, um Gefährdungen des Messtrupps zu vermeiden.

Weitere Informationen zur Bayerischen Vermessungsverwaltung unter www.geodaten.bayern.de

Weitere Informationen

Pressemitteilung vom 18.05.2010

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