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Erschienen am: 07.08.2023

Schon gewusst?

Der Nürnberger Behaim-Globus ist UNESCO-Weltdokumentenerbe

Der Behaim-Globus im Nürnberger Nationalmuseum wurde kürzlich von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Es handelt sich um den ältesten erhaltenen Globus der Welt. Schon in der Antike wusste man, dass die Erde eine Kugelform hat. Von den Globen, die damals gefertigt wurden, ist jedoch keiner erhalten.

Der von dem Nürnberger Tuchhändler Martin Behaim (1459-1507) entworfene Globus ist ein herausragendes Dokument der Geschichte. Er steht für die beginnende Kolonialisierung der Welt durch europäische Mächte. Gefertigt wurde er von Nürnberger Handwerkern im Jahr 1492, dem Jahr, in dem Kolumbus über den Atlantik segelte. Der Globus zeigt deshalb weder Amerika noch das erst viel später gefundene Australien. Im Gegensatz zu den Weltkarten des Mittelalters fehlt die Darstellung des Paradieses. Auch ging Behaim von einem zu geringen Erdumfang aus. Deshalb sind die Kontinente zu groß dargestellt. Der Globus hat einen Durchmesser von 51 cm.

Behaim benutzte für den Entwurf antike Quellen und die Reisebeschreibung von Marco Polo. Behaim stand in Diensten des portugiesischen Königs und hatte deshalb detaillierte Kenntnis über die Fahrten der Seeleute, die Afrika erkundeten, und an denen er möglicherweise selbst teilgenommen hatte. Der Globus zeigt die Westküste dieses Kontinents in erstaunlicher Genauigkeit. Umfangreiche Darstellungen und Beschriftungen verweisen auf Tierwelt, mythische Wesen und exotisch verfremdet dargestellte Herrschaften. Großer Wert wird auf vorkommende Rohstoffe gelegt. Deshalb wird vermutet, dass dieser Globus vor allem deswegen hergestellt wurde, um Investoren für künftige Handels- und Eroberungsfahrten zu gewinnen.

Grundsätzlich dienten Globen damals aber vor allem didaktischen Zwecken und waren repräsentative Objekte, mit denen die Besitzer ihr Wissen oder ihre Macht demonstrierten. Für die Navigation spielten Globen eher eine weniger gewichtige Rolle. Sie schmückten vor allem Bibliotheken oder Residenzen von Herrschern.

Das Weltdokumentenerbe ist ein seit 1992 von der UNESCO geführtes Verzeichnis über das dokumentarische Erbe der Menschheit. Es dient dazu, herausragende Dokumente zu bewahren, den Zugang zu ihnen zu sichern und deren Bedeutung hervorzuheben. Es handelt sich um Urkunden, Handschriften, Bücher, Partituren sowie Bild-, Film- und Tondokumente. In Deutschland gehören dazu z. B. Goethes literarischer Nachlass, die Gutenberg-Bibel, Fritz Langs Film „Metropolis“, das Autograph der h-Moll-Messe von Bach oder die Patentschrift von Carl Benz für seinen Motorwagen.

Globus in Ocker und Schwarz Tönen
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