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Erschienen am: 13.11.2023
Es gibt viele Arten, geografische Gegebenheiten darzustellen. Was Anschaulichkeit und Genauigkeit betrifft, bleibt die Landkarte erste Wahl. Deshalb widmen wir ihr am LDBV auch unsere besondere Aufmerksamkeit. Dass es auch anders geht, bewies um 1700 Johann Christoph Losius (1655-1732), Schulleiter des Gymnasiums Andreanum in Hildesheim.
Um seinen Schülern (Schülerinnen durften damals noch kein Gymnasium besuchen) die Geografie anschaulich näher zu bringen, verfasste Losius ein besonderes Lehrbuch der Geografie. Die Umrisse einzelner Länder und Kontinente verglich er mit eingängigen Formen. Afrika erhielt z.B. die Form eines Herzens, Amerika die Form einer Sanduhr. Damit sich seine Schüler die Fakten besser einprägen konnten, schrieb er dazu als Merkhilfe Gedichte.
Georg Philipp Telemann (1681-1767), der einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit werden sollte, war Losius' Schüler. Als musikalisch hochbegabter Autodidakt vertonte er den Gedichtzyklus seines Lehrers und fand dazu eingängige Melodien für Gesang mit Generalbassbegleitung, die den Charakter der dargestellten Länder treffen sollten. Seine „Singende Geographie“ enthält 36 Lieder zu allen Regionen Europas, u.a. zu „Bayern“ sowie zu „Franken, Schwaben, Burgund“. Diese Komposition wurde Mitte des 20. Jahrhunderts zufällig in einem Exemplar des Buches von Losius wiederentdeckt.
Der Musikwissenschaftler Hoffmann nahm dies 1958 zum Anlass, aus der Fülle späterer Werke Telemanns einen Zyklus mit Instrumentalstücken zusammenzustellen, die den musikalischen Charakteren der Lieder folgen. So entstand die „Klingende Geographie“. Neugierig auf Klangbeispiele? Dann schauen Sie doch mal unter www.jpc.de