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Erschienen am: 23.07.2019
Zwischen Himmel und Hölle. Ob man zum Opfer von Cybermobbing wird oder doch ein erfolgreicher Influencer hängt oft vom Zufall ab.
Viele Kinder und Jugendliche erhalten heute bereits in der Grundschule oder spätestens zu Beginn der weiterführenden Schule ein eigenes Smartphone. Die Hoffnung der Eltern: Bei Problemen können sich die Kinder schneller telefonisch melden und man bleibt besser in Kontakt mit Ihnen. Doch die Realität sieht oft anders aus. Digitalcoach Julian Ruckdäschel erklärt in seinem Vortrag, wie bereits die Jüngsten Opfer von Grooming werden können. Grooming bezeichnet dabei das Anmachen von oft älteren Männern über bestimmte Social-Media-Kanäle, in denen Sie die Jugendlichen zu intimen Fotos, Videos und mehr drängen. Da diese Anerkennung suchen, gehen sie oft auf solche Anfragen ein. Wie eine Umfrage zu Beginn des Vortrags zeigt, kennen aber viele Erwachsene die Apps der Jugendlichen gar nicht und natürlich auch nichts über die Gefahren die sich dahinter verbergen können. Das aus unbedarftem Gebrauch oft Cybermobbing und Erpressungen entstehen können, wird dann oft erst festgestellt, wenn es zu spät ist.
Der Medienpädagoge führt weiter aus, dass wahrscheinlich der Großteil an Verweisen und Disziplinarverfahren an Schulen mittlerweile im falschen Umgang von Social Media herrührt. Dies macht sich z.B. beim Sexting oder beim Verschicken von Videos bemerkbar. Für diese Problemfelder sind natürlich in erster Linie die Eltern verantwortlich, doch laut Ruckdäschel seien die Schulen heutzutage in der Pflicht z.B. durch Elternabende, diese zu unterstützen und einen Rahmen zum Austausch anzubieten. Dabei erklärt der Digitalexperte verschiedene Tipps und Tricks im Umgang mit den neuen Medien, z.B. den Oma-Test.
Diejenigen, die Social Media mit Bedacht einsetzen, könnten jedoch stark davon profitieren. Hier gibt es viele Verdienstmöglichkeiten zwischen Affiliate Links, Direktwerbung, Produktplatzierung und vieles mehr. Dabei muss man nicht nur Bibis Beauty Palace im Auge haben, sondern auch Einzelunternehmer können so gut wie noch nie durch geschicktes Online-Marketing eine eigene Online-Community aufbauen und pflegen. Dabei gibt der IT-Experte zahlreiche Tipps und Tricks. So führt er das Beispiel einer Keksmarke aus, die statt Werbung lieber Keksrezepte auf Instagram schreibt. Dieses Keksrezept wird natürlich von vielen Followern geteilt und schließlich aus Faulheit doch lieber das fertige Produkt gekauft. Perfektes Marketing.
Dass es neben Influencern auch stets Beeinflusste gibt, wird beim Thema Fake News mehr als offensichtlich. Neben vielen aktuellen Beispielen in Twitter und Facebook, werden auch die Phänomene der Echokammern und der Social Bots erklärt. Der Höhepunkt ist in diesem Teil dabei ein Video von der "Hermine" scheinbar Schauspielerin Emma Watson, die strippend eine Nachrichtensendung gibt. Doch die Aufklärung folgt sogleich: Mit Deepfakes, können mittlerweile auch Videos so gut gefälscht werden, dass Köpfe einfach auf andere Körper gesetzt werden können und kein Unterschied erkennbar ist.
Trotz allem können Social-Media-Kanäle auch positiv benutzt werden, da sie ein Grundbedürfnis von Menschen ermöglichen: Sich mit anderen austauschen, vernetzen und Gemeinschaften bilden. Durch das Verbinden mit Menschen ist es reflektierten Nutzern auch möglich, viel aus dem Netz zu lernen, weiter zu geben und weiter zu entwickeln. So gibt es bestimmte Hashtags, die z.B. alle in Twitter aktiven Lehrer deutschlandweit verbindet und zum gemeinsamen Austausch einlädt. Dies sei in Zeiten der Digitalisierung auch so wichtig wie noch nie, so Julian Ruckdäschel.